Selbstoptimierung – My SundaySpotlight #17

Selbstoptimierung

Höher – schneller – weiter

So kommt es mir zumindestens schon seit ein paar Jahren vor. Und seit auch ich in den sozialen Medien bin, hat sich dieser Eindruck noch verschärft.

Rastlos

Rastlos erscheinen mir alle – irgendwie drehen alle immer mehr und immer schneller am Rad.

Wenn sie etwas erreicht haben – fine. Aber bloß nicht stehenbleiben, denn Stillstand ist der Tod.

Wenn du stehenbleibst, dann bist du binnen Millisekunden abgehängt – und kannst diesen Nachteil den Rest deines Lebens nicht mehr aufholen.

Ein Hipe jagt den anderen

10.000 Schritte am Tag – übrigens eine Werbestrategie. Ich selber schaffe die an vielen Tagen einfach nicht. Jetzt z.B., wo ich eine Hausarbeit fürs Studium schreibe. Da ist meine Schrittzahl massiv runtergesetzt.

Tracking aller Gewohnheiten – am besten mit einer Uhr

Seit es diese Tracker gibt, frage ich mich, was ich damit soll. Wenn ich Leute frage, was der Tracker ihnen bringt, bekomme ich in der Regel diese Antwort:

“Die Uhr misst, wie viel ich mich bewege, wie viel Pausen ich mache… und erinnert mich daran, wenn ich da noch was machen musst. Das motiviert mich dann, und ich mache das auch.”

Die Fragen, die ich mir dann regelmäßig stelle sind:

“Okay – am Anfang vielleicht. Aber auf die Dauer?”

“Stresst das nicht ungemein?”

“Sind es nicht noch weitere To Dos auf meiner ohnehin übervollen Liste?”

Stress

Alleine der Gedanke daran, selber so einen Tracker zu benutzen löst in mir eine große Stressreaktion aus. Wenn ich mir vorstelle, wie das in der Praxis bei mir aussehen würde, ziehen sich sofort alle Muskeln zusammen (Adrenalinschub) und mein Kiefer verspannt sich. Ich bereite mich auf “Kampf” vor.

Und genau so ist es. All das, was ich da mit dem Tracker noch in meinen Tagesablauf integrieren soll, wäre Kampf. Es gegen meine Motivation, mein Energielevel, mein Bedürfnis nach XY noch reinquetschen. Mit aller Gewalt. Weil es ja so gesund und wichtig ist.

Wenn ich mich mittels Tracker selbstoptimieren wollte, dann würde das bei mir konkret bedeuten:

* Bewegung ZUSÄTZLICH in meinen Tagesablauf einbauen
* Bewegung ANSTATT etwas anderes in meinen Tagesablauf integrieren

Die Bewegung, die so über einen Tracker nötig ist, bekomme ich einfach nicht täglich unter, ohne etwas zu streichen.

Und soll ich dir was verraten? “Streichen” löst sofort wieder eine Stressreaktion aus. Schwupps, bin ich wieder im Kampfmodus.

Ausgeglichenheit

Wir Menschen haben von Natur aus bestimmte Bedürfnisse. Wir sind auch von Natur aus darum bemüht, diese Bedürfnisse zu erfüllen.

Die Bedürfnisse sind aber nicht zu jeder Zeit gleich stark wichtig. Mal ist es mehr das Bedürfnis nach Sicherheit, mal vielleicht mehr das Bedürfnis nach Selbstverwirklichung.

Der Tag setzt uns ein Limit – ebenso wie es das uns zur Verfügung stehende Geld macht.

Das Limit ist aber nicht nur eine Begrenzung im negativen Sinne, sondern auch ein Rahmen. Ein Rahmen, der dir Orientierung gibt, wo du dich bewegen kannst. Der Rahmen gibt dir die Möglichkeit, zu sehen, was für dich möglich ist.

Klug und gesund ist es, innerhalb des eigenen Rahmens zu schauen, was DIR gerade besonders wichtig ist. Und dazu in Kombination, was gerade innerhalb des Rahmens möglich ist.

Und oft sind es kleine Dinge, die Möglich sind – und die auf lange Sicht den Rahmen verändern oder erweitern.

Und die dich auf lange Sicht weiterentwickeln.

Kein Plädoyer gegen Sport und Entwicklung

Auf keinen Fall ist dieses Spotlight ein Plädoyer gegen Sport und die eigene Entwicklung. Beides Befürworte ich ausdrücklich.

Es ist ein Plädoyer gegen zwanghafte Selbstoptimierung, mit Gewalt etwas zu erreichen, was vielleicht gar nicht dem eigenen Bedürfnis und Wunsch entspricht.

Trotz Hausarbeit mache ich übrigens Sport – keinen, wo ich 3.000 Schritte schaffen würde.

Und irgendwie auch kein Yoga – obwohl ich das eigentlich total favourisiere.

Nein. Aktuell mache ich total oldschool (und total unmoderne) Übungen. Jeden zweiten Tag. Das sind dann im Schnitt 3x die Woche. Und weil die Übungen einfach nur “langweilige” Übungen sind, kann ich mal hier eine kleine 10 Minuten-Einheit, und mal dort eine kleine 10 Minuten-Einheit einbauen.

Denn so passt der Sport auch wieder in meinen aktuellen Alltag rein. Ohne Stress und Kampf. Es fühlt sich gut an und ich habe Lust drauf.

Lieber wenig und unspektakulär als gar nicht

Wenn es um gesündere Verhaltensweisen geht, die dringend auf deiner Liste stehen, dann mach lieber jeden Tag wenig (z.B. jeden Tag eine Liegestütze). Denn das ist mehr als vorher. Und ein Schritt nach vorne.

Herzlichst,
Melanie

 

 

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